Mit 37 auf Weltreise. Zu alt? Leichtsinning? Oder perfekt? PERFEKT, TU ES EINFACH!
Nach dem Abi oder nach dem Studium macht man das ja noch, einfach mal raus und die Welt entdecken. Da ist das ganz normal und gehört auch irgendwie dazu, wird fast erwartet heutzutage.
Aber mit Mitte oder Ende 30 oder gar in den Vierzigern, diesem „kritischen“ Alter in dem du doch eigentlich längst Karriere gemacht haben solltest, eine Familie gegründet, ein Haus gekauft, einen Baum gepflanzt oder das alles zumindest noch schnell tun solltest, da kannst du doch nicht einfach so weg.
Was du dann alles aufgeben würdest. Du hast vielleicht (noch) keine Familie, aber wahrscheinlich einen sicheren Job und du hast es dir auch ziemlich gemütlich eingerichtet in deinem Leben. Du hast eine schöne Wohnung und nette Freunde und einen Alltag, der in Ordnung ist. Meistens. Vielleicht gibt es mal eine unschöne Trennung oder einen Jobverlust, die dich zum Nachdenken anregen. Aber so wirklich raus aus der Komfortzone möchtest du dann doch nicht. Und obwohl es dir ja eigentlich gut geht, nagt da trotzdem irgendwo jeden Tag ein bisschen Unzufriedenheit an dir. Wenn du nicht gerade deinen Traumjob ergattert hast oder die Traumfamilie gegründet hast. Vielleicht selbst dann, denn nichts ist perfekt. Und immer wieder tauchen die Fragen auf: War es das schon? Gibt es da draußen nicht noch mehr zu entdecken? Wo ist das ganze Abenteuer hin? Mein Traum war es ja immer mal länger zu reisen, aber das passt doch gerade gar nicht. Aber soll das Leben jetzt für immer so weitergehen? Wie fühlt sich eigentlich echte Freiheit an, jenseits von Montag bis Freitag arbeiten? Sollte ich nicht doch besser zu Hause auf den (oder die) Richtigen warten und vernünftig sein? Vielleicht lieber eine Wohnung kaufen?
Genau diese Gedanken hatte ich eine ganze Weile. Und nicht jedem reicht das schöne Wochenende oder der Jahresurlaub um diese Freiheit zu fühlen. Mir nicht. Und dann habe ich es einfach getan. Erst habe ich ganz vorsichtig mal einen Plan aufgestellt, wo ich eigentlich hin wollen würde. Finanzen gecheckt. Und meinen Freunden erzählt, dass ich gerne auf eine längere Reise gehen würde. Und immer wenn mir danach war ein bisschen weiter geträumt. Und gemerkt wie mein Herz plötzlich aufgegangen ist. Wie ich richtig aufgeregt wurde, als ich angefangen habe, darüber ernsthaft nachzudenken. Und dann irgendwann, Monate später, kam ein Moment in dem es irgendwann einfach Klick gemacht hat. Einfach war die Entscheidung nicht. Aber an einem sonnigen Septembertag habe ich dann tatsächlich Nägel mit Köpfen gemacht und gekündigt. Eine andere Option gab es bei mir nicht. Wenn es die bei dir gibt umso besser! Und vier Monate und einiges an Organisation später bin ich los. Meine Wohnung habe ich untervermietet. Jetzt bin ich fast 6 Monate unterwegs und habe es keinen Tag bereut. Es ist eine der geilsten Zeiten meines Lebens. Vielleicht sogar die geilste überhaupt, zumindest am Stück. Ich war seit Wochen fast immer gut drauf, habe so unendlich viel erlebt, so viele tolle Menschen kennengelernt und hatte so viele Glücksmomente, dass ich sie kaum noch zählen kann. Und es ist dabei völlig egal wie alt ich bin.
Und im Rückblick denke ich, dass es sogar perfekt ist, sich in diesem Alter und mit einigen Jahren im Job und im normalen Arbeitsalltag, solch eine Auszeit zu gönnen.
WARUM?
- Du weißt es einfach mehr zu schätzen nach über 10 Jahren im Büro tagein tagaus plötzlich einfach mal frei zu sein. Zu Leben wo du willst und wie du willst und das wochenlang. Ohne das Ende des Urlaubs in ein bis zwei Wochen schon vor dir zu haben. Sich treiben lassen können. Der Fantasie, den Gedanken und dem Abenteuer nach soviel Hamsterrad mal Raum geben. Es ist Balsam für die Seele. In diesem Alter noch viel mehr, als wenn du all diese manchmal ermüdenden Arbeitsalltags-Erfahrungen noch nicht gemacht hast und frisch aus der Schule oder der Uni kommst.
- Die Menschen die du unterwegs treffen wirst sind jünger und sind älter. Es ist alles dabei. Aber es spielt keine Rolle. Man lernt voneinander, man inspiriert sich. Und wenn nicht, bist du sie auch schnell wieder los. Es sind ja nur Reisebekanntschaften und keine Arbeitskollegen mit denen man sich halt arrangieren muss (ok, ich hatte tolle Arbeitskollegen, aber muss ja nicht so sein). Und durch all die Menschen, die du unterwegs triffst realisiert du jeden Tag aufs Neue, dass man einfach nie zu alt um seine Träume zu leben!
- Noch ein Plus: In dem Alter hat man (meistens) ein bisschen mehr Geld auf dem Konto oder kann zumindest schneller etwas zusammen sparen als mit dem Ferienjob. Man kann unterwegs die Dinge machen, auf die man Lust hat und muss nicht immer und überall auf die Kosten achten. Ich möchte zum Beispiel nicht mehr sechs Monate lang nur in Mehrbettzimmern schlafen. Muss ich auch nicht.
- Ein weiterer Vorteil: Man ist selbstsicherer. Man hat gelernt mit schwierigen Situationen umzugehen, auf Unvorbereitetes flexibel zu reagieren. Und zu wissen, dass sich alles irgendwie lösen lässt. Ich hätte das mit 18 nicht so entspannt gemeistert. Damals war ich schüchtern und alles andere als selbstsicher. Ich bin damals auch schon gereist, so ist es nicht. Aber heute weiss ich mir einfach besser zu helfen weil ich seit 20 Jahren auf eigenen Füssen stehe. Und Heimweh ist auch kein Thema mehr, weil ich alleine gut mit mir klar komme.
- Und noch etwas: Im Gegensatz zu einem Zwanzigjährigen hast du dir schon eine Karriere erarbeitet. Du bist seit vielen Jahren im Job und egal was du gemacht hast, du hast etwas vorzuweisen wo du danach wieder anknüpfen kannst. Deine Erfahrungen nimmt dir keiner weg. Alle, die ich kenne, die eine Weile reisen waren, haben danach (sofern sie es wollten) ziemlich problemlos wieder einen Job gefunden in ihrem alten Bereich.
Also, an alle die die Dreissig schon eine Weile überschritten haben und schon länger mit dem Gedanken spielen einfach mal rauszugehen und frei zu sein für eine Weile: Tut es. Jetzt. Jetzt ist die Zeit. Das Leben ist kurz und wenn du diesen Funken Abenteuerlust und Reisefieber hast und dich immer wieder fragt ob das nicht vielleicht das Richtige für dich sein könnte – dann solltest du dich einfach reinwerfen ins Abenteuer.
Das verrückte ist, wenn du erst mal unterwegs bist, kommt es dir überhaupt nicht mehr bedrohlich, leichtsinnig oder verrückt vor. Sondern es eröffnen sich plötzlich ganz neue Denkwelten und Möglichkeiten und über all die damaligen Bedenken muss man eigentlich nur schmunzeln. Ich bin noch nicht zurück. Ich weiss nicht, was für einen Job ich finde wenn ich wieder daheim bin. Ob ich überhaupt wieder das machen will, was ich vorher gemacht habe weiss ich auch noch nicht ganz genau. Aber ich habe viele Ideen. Ich bin voll neuer Energie. Alles andere wird sich ganz sicher fügen. Und den richtigen Partner findet man auch nicht eher zu Hause als unterwegs. Der kommt wenn es so sein soll. Man lernt definitiv mehr mit dem Flow zu gehen, als sich ständig zu stressen. Das „Schlimmste“ was dir also passieren kann, ist wieder zurück in den altbekannten Alltag zu müssen und notfalls ein paar Euro weniger zu verdienen. Und ein paar tausend Euro weniger auf dem Konto zu haben. Aber dann mit so vielen tollen Erlebnissen und so viel Inspiration mehr, dass es das auf jeden Fall wert war. Zumindest ich kann das behaupten 😉
Und ja, der Weg bis man sich freigeschaufelt hat ist nicht immer einfach. Aber ein paar Monate weg zu können ist machbar. Eigentlich so gut wie immer. Und wenn du es wirklich willst und durchziehst, wirst du mit dem geilsten Gefühl überhaupt belohnt, spätestens ab dem Moment in dem du im Flieger sitzt: PURER FREIHEIT!
Hallo Nina,
aus jeder deiner Zeilen sprüht Lebensfreude und Dankbarkeit für den Mut, dir deine Freiheit zurückzuholen!! 🙂 Das ist so schön zu lesen. Freue mich sehr für dich, zumal ich große Teile der Erkenntnisse und Erlebnisse 100% nachvollziehen kann. Freue mich schon darauf, deine Ideen und Pläne zu verfolgen, wann immer sie auch fertig sein werden. Judith
Daaanke liebe Judith für deinen Kommentar!! 🙂 Und ja ich bin sehr dankbar und freue mich auf alles was noch kommt. Lass uns gerne mal einen Kaffee trinken gehen, wenn ich wieder in Düsseldorf bin. Ich verfolge auch deine Pläne und dein wachsendes Business aus der Ferne und bin sehr beeindruckt, was du alles auf die Beine stellst. Mega cool! 🙂