Diese Strecke ist ein kalifornischer Traum. Lies hier über meine Erfahrungen und die Highlights aus 5 Tagen Solo-Roadtrip von L.A. bis San Francisco…
Es war eigentlich gar nicht mein Plan diesen Trip alleine zu starten. Ich wollte nicht so weite Strecken fahren und eigentlich war mir USA auch viel zu teuer… und so richtig gereizt hat es mich auch nicht. Irgendwie war ich der Überzeugung, dass ich das auch noch als Renter machen kann und der Trump ist sowie ein Idiot. Aber ich wurde eines Besseren belehrt (ok, Trump geht trotzdem gar nicht!!!). Dieser grossartige Roadtrip war auch alleine jeden Kilometer und jeden Dollar wert.
Also falls du immer noch zögerst, ob sich dieser Trip auch alleine, lohnt: Ja, definitiv! Die grandiosen Landschafen an der Westküste der USA, unter anderem die schroffen Küsten entlang der Strecke des Highway 1, die netten Städtchen und pulsierenden Großstädte, die offenen und inspirierenden Menschen, die man unterwegs trifft, leckeres Essen (nein nicht nur Burger!) und ein interessant-kreatives Westcoast USA-Feeling – all das hat diesen Roadtrip für mich unvergesslich gemacht.
Gestartet bin ich in Los Angeles, dort hatte ich eine Weile verbracht, bevor ich mir ein Auto gemietet habe und mich auf den Weg nach San Francisco gemacht habe. Ein Auto zu mieten ist in den USA recht erschwinglich. Ich habe die schöne Erfahrung gemacht zweimal ein kostenloses Upgrade zu bekommen. Zum Sparen hatte ich die Economy Class gebucht und bin dann mit einem schicken Mercedes mit Panoramadach gecruist. Ich würde empfehlen, über eine Plattform wie z.B. billigermietwagen das Auto schon aus Deutschland aus zu buchen, da sind dann alle Versicherungen auch schon mit drin (hab ich nicht gemacht, aber wusste auch nie, ob ich eigentlich wirklich gut versichert war… 😉 ).
Die Strecke
Die Strecke von L.A. nach San Francisco beträgt ca. 600km auf direktem Weg, also die Interstate 5 entlang. Diese Strecke könnte man notfalls in einem Tag schaffen, allerdings führt sie nicht an der Küste entlang und man sieht deshalb wenig Spannendes. Ich bin deshalb die interessantere, ca. 750 km lange Route über die 101 und den Highway 1 gefahren (da wo es ging, Teile der Strecke zum Big Sur waren noch wegen eines Erdrutsches gesperrt. Bitte informiere dich über den aktuellen Stand, ab Herbst 2018 sollte sie wieder offen sein.)
Wie lange?
5 Tage fand ich dafür optimal, insbesondere alleine hatte ich keine Lust viel länger als drei oder vier Stunden am Tag zu fahren oder mich so sehr hetzen zu müssen. Man kann natürlich auch locker länger bleiben, da es unheimlich viele Orte unterwegs gibt, die man genauer erkunden kann. Definitiv sollte man vorne und hinten noch einige Tage in den Großstädten L.A. und San Francisco dran hängen. San Diego (nochmal 2 Stunden südlich von L.A.) lohnt definitiv auch einen Besuch, wenn es die Zeit erlaubt.
Tag 1 : L.A. nach Santa Barbara (ca. 100 Meilen)
Nach einem leckeren Frühstück startete ich gegen Mittag in Los Angeles. Ich hatte zuvor oft gehört, L.A. sei nicht schön. „Schön“ ist vielleicht auch dass falsche Wort. Aber ich fand es cool da und hätte es durchaus noch länger ausgehalten. Es gibt viel zu Erleben und zu Sehen und ich hatte das Glück, fast zwei Wochen bei Locals vor Ort zu leben (Einer der absoluten Vorteile des Alleinereisens! Es ergeben sich immer mal wieder solche Möglichkeiten unterwegs und das sind meist die besten Erlebnisse, weil sie dir ermöglichen die Menschen an den Orten wirklich kennenzulernen statt nur Tourist zu sein…). So habe ich die trendigesten Viertel, Restaurants und Bars gesehen, einen wunderbaren echt amerikanischen 4st of July gefeiert und hatte immer ortskundige Stadtführer dabei… Mehr dazu in einem meiner nächsten Berichte.
Die erste Tagesetappe auf meinem Solo-Roadtrip ist ein recht kurzes Stück, hinaus aus dem ewigen Verkehrschaos von L.A., über Malibu nach Santa Barbara. Ich liebe diese Aufbrüche. Wenn man im Auto sitzt, sich mit Wasser, Coffee to go und ein paar Keksen versorgt hat, die richtige Playlist läuft und man in einer fremden Stadt, in einem fremden Land so ganz alleine der Sonne entgegen fährt, ist der Start in einen Roadtrip eines der besten Gefühle überhaupt! Freiheit! 🙂
Da ich in Santa Monica schon zuvor war, lasse ich es diesmal aus. Es bietet sich aber als Zwischenstopp Richtung Norden an. Mir haben die Atmosphäre und das Flair hier gut gefallen. Santa Monica ist eine coole Mischung aus lässigem, kreativen Beach- und Surfer-Style und schickem Treff für Stars und Sternchen. Ein Spaziergang auf dem bunten Santa Monica Pier und ein Bummel durch die nette Fussgängerzone Downtown bieten sich an. Wenn man genug Zeit mitbringt kann man sich einen Elektro-Roller leihen (die Dinger wo man mit beiden Füssen auf einem Brett steht…) und die Strandpromenade entlang nach Venice Beach fahren. Es gibt verschiedene Roller-Anbieter, ich hatte mir die App von Lime runtergeladen, damit kann man dann nach Eingabe der Kreditkartendetails direkt losfahren… Venice Beach sollte jeder Mal gesehen haben. Nicht schön aber Kult.
Weiter geht es Richtung Malibu. Hier mache ich nur einen kurzen Zwischenstop am Malibu Pier und laufe den Strand entlang. Wenn Kalifornien eines definitiv hat, dann tausendende schöner Strände und generell eine wunderschöne Küste. Je weiter ich nördlich komme, desto natürlicher wird es. Die Villen der Reichen und schönen schlängeln sich in den Bergen und auf Felsvorsprüngen über dem Meer.
Da ich mir fest vorgenommen habe zumindest ein Outlet zu besuchen und mal meine Reisegarderobe günstig etwas aufzubessern, fahre ich von Malibu ca. 45min nach Camarillo. Hier gibt es das Camarillo Premium Outlet. Es sind an dem Tag heisse 43 Grad (eine Hitzewelle, normalerweise sind es eher so 30-35 Grad im Juli), daher ist es tatsächlich sehr angenehm in den kühlen Geschäften und ich bin auch mal wieder überrascht, wie günstig manche Marken in den USA sind. Also falls ihr in den USA seid: Unbedingt irgendwo in ein Outlet fahren und ein bisschen Shoppen gehen. Lohnt immer noch, auch als Sparbrötchen, was ich seit Neustem bin 😉 .
Mein Endpunkt für heute ist Santa Barbara. Der Wind ist so heiss wie ein Föhn, als ich in Santa Barbara ankomme. Aber die Stadt verzaubert mich trotzdem vom ersten Moment an. Verdammt. Und noch ein Sehnsuchtsort in meiner „wo-würde-ich-gerne-mal-leben“ Sammlung. Ich lege meine Sachen in meinem Airbnb ab, bei einer netten Lady, die sich ihr Haus mit dem Vermieten ihrer überflüssigen Zimmer finanziert (eine Idee?!). Dann esse ich bei einem leckeren Italiener in Strandnähe zu Abend (Convivo, sehr lecker!) , lasse mir vom heissen Wind die Haare am palmengesäumten Strand zerzausen, während Delfine vorbei schwimmen (!) und streife ein wenig durch die City. Die Stadt ist wunderschön und mutet ein bisschen mediterran an. Schöne Villen und Häuser, viele Blumen, moderne Shoppinstrassen, viel Glamour aber auch viel Kreatives und nette Cafes und Restaurants überall.
Tag 2: Santa Barbara nach San Luis Obispo (ca. 100 Meilen)
Auch am nächsten Morgen schaue ich mich nochmal ein bisschen in Santa Barbara um, besonders angetan hat es mir das grosse weisse Justizgebäude, welches ich eher als Palast bezeichnen würde. Nach einem leckeren Frühstück bin ich ein wenig traurig darüber, dass ich schon weiter muss. Ich verlasse Santa Barbara und nehme mir vor irgendwann nochmal länger zu bleiben.
Auf dem ca. 1,5 Stündigen Weg nach Luis Obispo (hier habe ich meine nächste Unterkunft gebucht) hielt ich noch am Pismo Beach an. Wieder ein grosser, weiter Strand mit einem Pier und vielen, vielen Beachvolleyball Plätzen. Auf jeden Fall einen Zwischenstopp wert!
In San Luis Obispo empfängt mich ein Musiker Geschwisterpaar. Super nette und ein wenig alternative Leute. San Luis Opispo selber fand ich wenig spannend. Aber die beiden nehmen mich mit auf einen Sunset Hike auf einen der Hügel, die die Stadt umgeben. Eine schöne Erfahrung und man sieht von oben viele weitere Hügel und Seen, die sicher auch einen Ausflug wert sind. Die Jungs laden mich danach noch zu warmem Appelpie und Mandelmilch ein, und wieder einmal habe ich trotz Solo-Reise einen geselligen Abend gehabt…
Tag 3: Von San Luis Obispo nach Monterey (ca. 150 Meilen)
Heute stehe ich früh auf, denn ich habe eine lange Strecke vor mir. Ich möchte heute bis nach Monterey und den ganzen Highway 1 bei Big Sur an der Küste entlang fahren. Im Normalfall wären das reine Fahrtzeit etwa 3 Stunden, aber da ja ein Teil der Strecke gesperrt ist, muss ich einen Umweg über sehr kleine Sträßchen in einem Militärgebiet fahren. Diese Strecke gestaltet sich ein bisschen abenteuerlich. Wenn du plötzlich im Nirgendwo nur noch von Panzern umgeben bist, zweifelst du schon mal daran ob das alles so sinnvoll ist was du hier tust 😉 … Aber glücklicherweise überlebe ich alles unbeschadet und irgendwann bin ich dann zurück auf dem Highway 1.
Der erste Anblick der schroffen, leicht von Dunst eingehüllten Küste und des traumhaft schönen wilden Meeres, sowie ein Temperaturunterschied von 10 Grad (ja hier ist es wirklich viel kühler!) machen mich sprachlos. Einfach nur wunderschön. Ich komme ungefähr bei Lucia zurück auf den Highway 1 und bin somit mittendrin in Big Sur. Big Sur nennt sich der Küstenstreifen im zwischen San Simeon im Süden und Carmel im Norden. Es umfasst etwa 100 Kilometer Küstenlinie und die dahinter steil aufragenden Berge der Santa Lucia Range. Die Straße schlängelt sich vorbei an schroffen Felsküste auf der einen Seite und hohen Berge auf der anderen. Immer mal wieder gibt es Haltebuchen mit atemberaubenden Ausblicken und tollen Fotomotiven.
Unbedingt stoppen sollte man beim Julia Pfeiffer Burns State Park. Es gibt verschiedene Wanderwege, der kürzeste aber berühmteste führt zu einem Wasserfall (McWay Falls) und einem wunderschönen Strand, den man nicht verpassen sollte. Auch sehr schön ist der Andrew Molera State Park. Hier bin ich nur einen kurzen Trail an einem schönen, erfrischenden Fluss im Wald lang gelaufen. Es war eine gute Abwechslung und es gibt noch viele andere schöne Trails in dem Park, die teilwiese auch zu den Stränden führen. Insgesamt gibt es in der Region sehr viele Möglichkeiten zu wandern und es lohnt sich sicher, ein bisschen länger zu bleiben als alles nur an einem Tag abzufahren.
Ein absolut tolles Fotomotiv (und das Titelbild dieses Beitrages), ist die Bixby Creek Bridge. Schon von Weitem sieht sie beeindruckend aus, wie sie die ganze Schlucht überspannt.
Einige Aussichts- und Fotostops später, komme ich ziemlich müde aber glücklich in meinem Airbnb in Monterey an. Die letzten 30 Meilen bin ich einfach durchgefahren und möchte morgen nochmal ein Stück zurück fahren, irgendwann war meine Entdecker-Energie nach dem langen Autofahrtag dann aufgebraucht. Meine neue Gastgeberin lädt mich zu einem frisch gekochten „Orange Chicken“ ein und wir philosophieren über das Leben und das Reisen. Ich liebe diese Abende mit fremden, inspirierenden Menschen. Alle meine Airbnb Gastgeber in den USA waren einfach nur toll! (Airbnb ist auch die beste und günstigste Art hier unterzukommen, finde ich.)
Tag 4: Monterey Segeltour, Carmel und Point Lobos (20 Meilen)
Heute bleibe ich in Monterey. Ich habe 2 Nächte gebucht und bin sehr froh darum, weil es hier wirklich noch einiges zu entdecken gibt.
Am morgen fahre ich zum Hafen in Monterey um dort mein Segelabenteuer zu starten. Der Hafen selber ist zwar recht touristisch aber auch hübsch anzusehen. Wenn man in der Nähe ist, sollte man ruhig mal anhalten, durchschlendern und ein wenig vom frischen Fisch und den Muscheln kosten, die hier überall angeboten werden.
Den Katamaran teile ich nur mit einem jungen Paar aus Nordkalifornien und zwei Crew Mitgliedern. Wir starten in die windige See, auf dem Pier liegen Seelöwen und Robben in der Sonne. Im Vergleich zu den letzten Tagen ist es hier ganz schön frisch auf dem Meer, also bei Schiffstouren hier besser warm anziehen. Leider sehen wir heute keine Wale aber ich entdecke einen an der Oberfläche schwimmenden Mondfisch (der schwerste Knochenfisch der Welt, er kann bist zu 2,3 Tonnen schwer werden… hatte ich vorher noch nie gehört) und werde zur Heldin des Tages erkoren.
Durchgefroren von der kalten Segelpartie mache ich mich auf zum Point Lobos Natural Reserve, was wieder ca. 20 Minuten Fahrt Richtung Big Sur sind. Hier gibt es wieder jede Menge Wanderwege und der Besuch lohnt sich total. Überall hat man tolle Ausblicke und schöne Wege, es gibt wunderschöne Strände und Buchten an denen die Seelöwen in der Sonne liegen und Felsen auf denen Massen an Vögeln nisten. Alles ist hier etwas rauher und windiger als im Süden von Kalifornien, aber die Natur ist faszinierend schön und vielseitig.
Auf dem Rückweg halte ich in Carmel. Auch dieses Städtchen hat ein sehr nettes Flair. Viele Galerien, Restaurants, Cafes und kleine Hotels säumen die Hauptstrasse. Der Strand ist weit und etwas windig und der Sonnenuntergang grossartig. Auch hier hätte man es noch eine Weile länger ausgehalten denke ich mir…
Tag 5: Monterey nach San Francisco (ca. 120 Meilen)
Heute fahre ich den letzten Teil der Strecke nach San Francisco. Nördlich von Monterey gibt es noch einige schöne, weite und recht einsame Strände. Ich halte noch zweimal an für Strandspaziergänge und sauge die Wellen und die Natur in mir auf.
Einen Zwischenstopp zur Mittagspause lege ich auch in Santa Cruz ein. Der Santa Cruz Beach Boardwalk ist der älteste Vergnügungspark Kaliforniens. Er liegt, wie der Name sagt, direkt an der Strandpromenade und ich fand es durchaus sehenswert einmal durchzuspazieren. Quietschebunte Büdchen und pummelige Touristen soweit das Auge reicht 😉 Ich gönne mir einen touristischen Santa Cruz Surf Hoodie und schlendere mit einem Eis am Strand lang.
Gegen Abend trudele ich in meiner Unterkunft in San Francisco ein. Ich bin total froh diesen Trip gemacht zu haben.
Einfach nur ein Träumchen – California Dreamimg eben! ♥
⇒ Und hier wie sich die ersten Tage beim Alleinereisen angefühlt haben…alles halb so wild 🙂