Philippinen Sonnenuntergang

Alleine losziehen und so richtig echtes Abenteuer erleben, das wollte ich. Aber natürlich hatte ich auch etwas Bammel davor. Ich hatte mich vorher durch einige Blogs gelesen und alles zum Thema alleine Reisen klang eigentlich ziemlich vielversprechend. Wirklich alleine unterwegs war ich noch nie, außer mal ein paar Tage vor ein paar Jahren auf einer Insel zum Baden.

Ich war also voller Vorfreude aber auch etwas besorgt, vor allem darüber, wie einsam ich mich wohl wirklich fühlen werde. Von Natur aus bin ich nicht der Mensch, der immer total schnell ganz offen auf neue Leute zugeht, das kostet mich echt Überwindung. Aber ich hoffte einfach das Beste.

So startete ich also in mein Abenteuer, die ersten zwei Wochen Reise habe ich gemeinsam mit einer lieben Freundin auf den Philippinen verbracht. Die Zeit war super und verging wie im Flug, aber es hat sich einfach nur nach einem schönen Urlaub angefühlt. Dann kam der Tag ihrer Abreise, er war traurig, aber ich war auch wiederum sooooo gespannt was mich jetzt erwartet. Und richtig aufgeregt.

Und natürlich startete mein erster Solo-Trip direkt mit einem ganz grossen Abenteuer: Abenteuerliche Taxifahrt, wilde Bootsfahrt bei Sturm und Regen inklusive Umsteigen auf hoher See mit all meinem Gepäck. Puh. Ich habe mich mehrfach in die wildesten Unfälle verwickelt gesehen. Mein Gepäck schon am Grunde des Ozeans gesehen. Dann kam noch der erste Abend alleine im Hotel und mein erstes Abendessen alleine…

Ich glaube mein erster Tag alleine Reisen hat mich ganz schön ins kalte Wasser geschmissen und der erste Abend nur mit mir, nach soviel Zweisamkeit zuvor, fühlte sich schon sehr seltsam an. Nicht wirklich schlimm, aber sehr merkwürdig. Ich kam mir auf der einen Seite irgendwie mutig, wild und verwegen vor. Haha. So allein auf der abgelegenen Insel. Auf der anderen Seite hatte ich die ganze Zeit das Gefühl alle starren mich an. Deshalb war ich dann doch froh, als ich mich müde ins Bett legen konnte nach diesem ersten Solo Tag.

Das Seltsamste blieb für mich in den ersten Wochen das alleine Essen gehen. Komischerweise denkt man wirklich immer alle starren einen an, wenn man einsam irgendwo im Restaurant sitzt. Aber eigentlich interessiert es niemanden, wenn da jemand alleine sitzt. Jeder ist mit sich selber, seiner Begleitung oder dem Essen beschäftigt.

Und nachdem ich am ersten Abend noch dachte „puh, das wird ja lustig“, hatte der zweite Abend alleine im Restaurant dann fast schon was meditatives. Ich saß da an meinem Tisch mit Blick aufs Meer, nach einem grandiosen Sonnenuntergang spiegelte sich der Mond in den Wellen, eine leckere Pizza stand vor mir und ich hatte meinen Kindle dabei für den Notfall – und plötzlich hatte es nichts Seltsames und Bedrohliches mehr, sondern ich war einfach ich und glücklich mit mir in diesem Moment. Nach einem schönen Glas Wein bin ich nach Hause geschlendert, habe auf meiner Terrasse noch etwas gelesen und dann war der Abend auch schon vorbei.

An den darauffolgenden Tagen kam ich nur noch selten überhaupt in die Verlegenheit alleine Essen zu gehen, da ich auf den Tauchbooten jede Menge Leute kennengelernt habe und mich dann einfach verabredet habe. Ich habe mich am Anfang jedes Mal richtig gefreut wenn jemand mit mir geredet hat. Das war innerlich so ein „yes, ich kann es“. Nach einer Weile kennt man auf so einer kleinen Insel dann einfach ein paar Leute und es wurden sogar einige Freundschaften daraus.

Ich habe mir nach den ersten Tagen, in denen ich einfach nur Anschluss finden wollte, sogar manchmal bewusst Zeit für mich alleine genommen und tue das immer noch bzw. sogar viel bewusster und viel öfter. Man merkt nämlich eines sehr gut und schnell wenn man alleine unterwegs ist: Wann man Lust auf Gesellschaft hat und wann nicht. Und man lernt darauf zu hören, einfach weil man es zum ersten Mal wirklich kann.

Es ist zuerst beängstigend und dann befreiend, zu merken, dass man zwar überall tolle Leute kennenlernen kann, aber eigentlich tatsächlich nicht immer jemanden braucht, sondern sich auch gut mal alleine aushalten kann für eine Weile.

Abgesehen davon, dass man tatsächlich beim alleine Reisen mehr Abenteuer erlebt, einfach weil mal viel spontaner mal irgendwas mitmacht und auch viel mehr Leute kennenlernt, hat mich diese Erfahrung definitiv stärker gemacht. Und unabhängiger.

Jetzt, nach 5 Monaten alleine Reisen lächele ich über meine damaligen Ängste. Aber sie waren real und völlig normal. Und heute noch ist es in den ersten paar Minuten immer seltsam, wenn ich an einem neuen Ort ankomme. Es dauert mal kürzer und mal ein bisschen länger, bis ich zu meinen Mitreisenden oder den Einheimischen einen Kontakt aufgebaut habe, aber es hat noch immer geklappt und ich habe mich tatsächlich nie alleine gefühlt. Wirklich nie.

Erst am letzten Wochenende war ich alleine in 2 verschiedenen Unterkünften auf Fiji, und jeder Abend war ein Highlight, einfach weil ich durch Zufall mit neuen Menschen ins Gespräch kam und sich echt coole Gespräche daraus ergeben haben. Mit jeder neuen Erfahrung dieser Art werde ich offener und selbstbewusster, lerne viel über mich und andere und habe einfach jede Menge Spaß!

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