Havanna ist Musik. Bunt. Anders. Und wie aus einer anderen Zeit. Warum Kuba mich an meine Grenzen brachte. Und warum es definitiv eine Reise wert ist…

Kuba ist das 55. Land welches ich bereise. Ich würde also behaupten, ich habe schon so einiges gesehen. In vielen dieser Länder war ich zugegebenermaßen auch eher auf der Durchreise bzw. als „echter“ Tourist unterwegs. Erst in den letzten Monaten reise ich langsamer. In Havanna habe ich vier Wochen gelebt. Und das Leben hier ist so ganz anders. Es ist irgendwas zwischen heute und fünfzig Jahre zurück. Und es bringt mich wirklich an meine Grenzen. 

Ich mag Kuba sehr. Es ist wunderschön. Bunt. Voller Musik und Lebensfreude!

Ich mag es hier sehr. Teilweise ist es wunderschön. Tolle Architektur. Grandiose Prachtbauten und mittlerweile viele davon renoviert und in neuem Glanz zu bestaunen. Wunderschöne Innenhöfe und Plazas in den leuchtendsten Farben. Die aufpolierten bunten Oldtimer cruisen überall durch die Straßen. Wenn du in ein Taxi steigst, fühlst du dich in die 50er Jahre zurückversetzt. Wie im Film. Und Musik gibt es an allen Ecken und Enden. Überall spielen Livebands, richtig gute. Und überall wird getanzt. Die Kubaner sind ein liebenswertes und freundliches Volk. Und voller Lebensfreude. Und es herrscht tatsächlich eine fühlbare Solidarität. Jahrzehntelange Entbehrungen haben das Volk zusammengeschweißt, man hilft sich um irgendwie durchzukommen und an Dinge des täglichen Gebrauchs zu kommen. Es gibt so viel Kunst und Kultur in Havanna! Jeden Abend könnte man ausgehen, sich Tanz und Musik anhören oder selber Tanzen lernen, wenn man Lust darauf hat (und die bekommt man hier!). Und Kuba ist sicher. So sicher ungefähr wie Europa. Also kein dauerndes verstecken der Wertsachen in der Bauchtasche nötig. Nach Brasilien und Kolumbien empfinde ich das als sehr entspannt. 

Ausserhalb der Stadt und nur einige Kilometer entfernt findet man wunderschöne Karibikstrände. Und es gibt noch viel mehr und noch schönere Strände auf Kuba, aber selbst der Citybeach ist schon ein Traum. Ich war noch ein paar Tage in Vinales. Vinales ist eine pittoreske, sehr grüne Region etwa drei Auto-Stunden von Havanna entfernt. Die Natur ist atemberaubend schön hier. Sanfte, saftige Berge und ein Tal mit Höhlen, Wandmalereien auf riesigen Felsen und grandiosen Sonnenuntergängen überm Tal. Ruhig und entspannt. Eine echte Oase. Ochsen ziehen noch die Wägen auf den Feldern. Kaffee und Tabak wird alterhergebracht angebaut. Man wird überall freundlich empfangen und bewirtet. Und Kuba hat natürlich noch viel mehr zu bieten. Die Insel ist groß und man kann noch einiges mehr entdecken… von echten kleinen karibischen Trauminseln, der Kolonialstadt Trinidad oder dem ganz ursprünglichen Osten – es gibt viel zu sehen. Wenn ich wiederkomme freue ich mich sehr drauf noch mehr kennenlernen zu dürfen! 

Aber es gibt auch diese andere Seite, die mich an meine Grenzen bringt…

Wo ist sie die Downside? Mmh… Kuba hat mehrere Seiten. Eine, die die klassischen Touristen kennenlernen. Eine Hotelwelt. Staatlich geführte Hotels wohlgemerkt. Teilweise wirklich ganz schicke Hotels in Havanna und Varadero, aber für sein Geld bekommt man in anderen Teilen der Welt mehr und besseren Service. Staatlich heisst eben auch, dass die Angestellten kaum etwas verdienen und der Anreiz für guten und schnellen Service gering ist. Der normale Tourist bekommt aber trotzdem fast alles in seinem Hotel. Alle Lebensmittel, die er so gewohnt ist und „merkt“ dabei meist gar nicht wie schwer es ist als normaler Kubaner an die einfachsten Dinge des Lebens zu kommen. Und sei es nur Butter und Milch. Die Lieferungen gehen erst an staatliche Einrichtungen und Hotels und meist bleibt wenig übrig fürs gemeine Volk. 

Was das genau heisst? Geh mal in Havanna einkaufen. Such mal einen Supermarkt. Ein „Supermarkt“ ist hier ein Laden, in dem es hinter Theken eine geringe Auswahl an Lebensmitteln gibt. Reis, Nudeln, Konserven sind Standard. Öl, Essig. Zucker. Salz. Kondensmilch. Es gibt meist noch ein paar Luxusgüter wie Schokokekse, die dann aber umgerechnet 5 Euro kosten. Eier bekommt man wenn man Glück hat, dem Kubaner stehen 4 Eier im Monat zu. Kartoffeln auch nur auf die Lebensmittelkarte. Es gibt Obst und Gemüse. Wenn Saison ist. Es macht keinen Spaß hier einkaufen zu gehen. Es gibt keine Auswahl und nichts, was mich in diesen Geschäften anspricht es kaufen zu wollen. Wirklich gar nichts.

Selbst wenn man mal einen größeren Laden entdeckt, gibt es zwar mehr von einer Sache, also dann drei oder vier Regale mit den selben Keksen oder Linsen in der Dose, aber nicht mehr Auswahl. Für einen Marketingmenschen ein Traum: 500 Facings auf 8 Regalmetern 😉 Falls du in Kuba bist und mal etwas leckeres, abwechslungsreiches Essen magst, geh besser in ein privates Restaurant. Dann machen die dort die harte Sucharbeit auf den Märkten der Stadt für dich. Und viele machen das wirklich gut und kreativ! Jahrelange Erfahrung. Selber Kochen ist hier aber wirklich kein Spaß…

Und: Sozialismus ist wohl nicht mein Ding. Es ist vor allem sehr anders als alles was ich kenne, aus einer sehr übersättigten Konsumwelt kommend. Nicht dass ich alles gut heiße, was bei uns so passiert, aber das hier ist es auch nicht. Und es ist schon besser geworden. Kuba hat in den letzten Jahren viele kleine Schritte unternommen, die peu à peu ein bisschen mehr Marktwirtschaft zulassen sollen. So ist seit 2018 z.B. Privateigentum (in bestimmten Grenzen) zugelassen worden. Ein großer Schritt für viele Kubaner.

Trotzdem erscheint mir vieles immer noch sehr mühselig im Alltagsleben, vor allem für Ausländer. Wir haben ein Apartment einrichten wollen, weil wir es über Airbnb weitervermieten wollten. Einfach mal zu Ikea fahren und das Auto voll laden und fertig? Vergiss es. Hier an hübsche, erschwingliche Möbel und Deko zu kommen gleicht einem Marathon. Wortwörtlich. Tagelang sind wir durch die staubigen Straßen der Stadt gelaufen um vielleicht einen Laden aufzutreiben, der Bettüberwürfe verkauft. Oder einen, in dem es Couchtische oder Badematten gibt. An einem Tag waren das ganze 9 Kilometer zu Fuß. Und das haben wir mehrere Tage gemacht. Ihr könnt euch das nicht vorstellen. Und dann findest du endlich einen Shop mit Badematten, aber dann gibt es nur zwei verschiedene Modelle. Die passen farblich und von der Größe leider gar nicht. Pech gehabt. Bilderrahmen? Ein echter Spießrutenlauf und irgendwann haben wir aufgegeben. Glühbirnen, fast keine Chance, die haben wir uns zum Glück von einem Freund aus Europa mitbringen lassen. Es ist wirklich qualvoll anstrengend hier die für uns einfachsten Dinge einzukaufen. Ich habe jeglichen Respekt vor all denjenigen, die ihre Wohnungen oder Restaurants schön und modern eingerichtet haben hier. Davon gibt es einige. Aber es ist HARTE Arbeit. Falls ihr mal das Resultat sehen wollt, hier der Link zu unserem Airbnb 😉 

Du musst hier Kontakte haben, Leute kennen und Leute finden, die dir Dinge besorgen oder zusammenbauen. Mittlerweile werden auch private Kleinbetriebe vom Staat zugelassen. Bei einem haben wir unsere Lampen gekauft. Als wir ihn endlich entdeckt hatten. Die wurden dann eigens für uns gebaut und uns nach Hause gebracht – inklusive Glühbirnen (die aus Europa) rein schrauben und Möbel rücken. Das ist dann der schöne und persönliche Part.

 

Was gibt es noch für Merkwürdigkeiten und Besonderheiten?

Was noch? Ein Auto zu besitzen in Kuba ist purer Luxus. Eine alte Schrottkarre aus den 60ern, die bei uns vielleicht noch einen Liebhaberwert besitzt, aber im Leben nicht über irgendeinen TÜV kommen würde, kannst du hier für bis zu 10.000 Dollar kaufen. Ein Kubaner verdient maximal etwa 100 Dollar im Monat. Die meisten werden nie ein Auto besitzen können. Autos sind Touristen, Unternehmen und den Reichen vorenthalten. Kubaner fahren für wenige Peso Bus oder in einem Taxi Kollektivo, wo man sich zu sechst in eine echt alte Amerikanische Karosse quetscht und sich wie auf einer Zeitreise fühlt. 

Und dann das Internet! Internet ist eine Sache für sich. Bis vor kurzem (und auch das noch nicht so lange) gab es WIFI nur im Park. Ohne Witz. Auch jetzt ist der Park noch die Hauptanlaufstelle für Internet für die meisten Kubaner. Die sitzen dann alle im Karree und tippen auf ihren Handys. Du musst vorher eine Karte in einem Shop kaufen, auf der du einen Code frei rubbelst. Damit kannst du dann je nach Wert eine oder zwei Stunden im Internet surfen. Eine Stunde kostet 1 CUC (etwa einen Euro). Die Geschwindigkeit ist unterirdisch. Wir haben den Luxus, WIFI im Apartment zu haben. Aber auch hier müssen wir immer wieder Karten kaufen und das Guthaben aufladen. Und es ist immer noch langsam. Was du sonst in 10 Minuten machst, dauert hier mindestens mal 30. So geht dann das aufgeladene Geld schnell weg… 3G auf dem Handy gibt es seit ein paar Wochen. Eine Revolution! Ich habe eine Karte, aber die muss dir ein Kubaner besorgen. Und dann ist es immer noch teuer. Und auch nicht schnell. Und immer mal wieder ist einfach das Netz weg. Video-Streaming? Vergiss es! Video Calls? Notfalls. Große Dateien hoch- oder runterladen. Nope.

Und arbeiten von hier aus ist mal für kurz machbar wenn man keine Datenmengen verschiebt und hauptsächlich Emails schreibt, aber dauerhaft nein. Nicht für mich. Es treibt mich in den Wahnsinn. Aber, die Kubaner sind erfinderisch: Für ganz kleines Geld kann man sich grosse Datenmengen auf einer Festplatte besorgen – Filme, Serien, Musik, Spiele. Das was wir heutzutage streamen, kommt in Kuba eben anders an den Mann oder die Frau. Und man ruft sich noch an. So mit sprechen und so… verrückt. Oder schaut einfach mal vorbei. Und ja es ist auch ab und zu nett nicht immer connected zu sein…  😉 

Und so alles in allem? Lohnt es sich echt nach Kuba zu fahren?

Ich bin viel zu die Straßen Havannas gestreift. Die Stadt hat Charakter. Sie ist faszinierend. Wunderschön. Kaputt. Spannend anders. Laut. Voller Musik. Es ist modern und Jahrzehnte zurück. Die Sonnenuntergänge am Meer, dem Malecon, sind atemberaubend. Es hat schwierige Seiten. Es ist kompliziert. Dinge organisieren ist sehr anstrengend. Ich würde jedem empfehlen es einmal mit eigenen Augen zu sehen.

Wenn du ein bisschen außerhalb der Hauptattraktionen durch Havannas Gassen läufst, lernst du das echte Kuba kennen. Halbheruntergekommene Straßenzüge, Müll, Blumen, Menschen sitzen in den Hauseingängen, Kinder, Hunde und Katzen spielen dazwischen. Kleine Wagen verkaufen Gemüse, Zuckerrohrsaft oder Frittiertes. Das Leben findet auf der Straße statt. Manche Häuser wirken als würden sie gleich zusammenfallen. Dann daneben andere erstrahlen neu und in den buntesten Farben. Die Leute sitzen zusammen, klönen, haben Zigarren in den Mundwinkeln. Es ist ein Bild für sich. Spannend anders. Manchmal wirkt es etwas ärmlich. Manchmal einfach aber auch lebenswert bunt und Musik erklingt aus allen Ecken und Enden. Manchmal wirkt es sogar reich und herrschaftlich. Es gibt sie auch, die Diplomatenviertel und diese für die Wohlhabenderen. Meistens Ausländer. Dort stehen wunderschöne Villen in prachtvollen Gärten. Der Chauffeur wartet im blitzenden Auto. Auch hier kommt man sich wieder wie in einer Filmkulisse aus einer anderen Welt vor.

Kuba war eigentlich gar nicht auf meiner Must-See Liste. Ich hatte unterschiedliche Meinungen gehört. Aber ich bin sehr froh die Einladung nach Havanna angenommen zu haben und ins echte Leben eingestiegen zu sein. Es hat mich definitiv öfter aus meiner Komfortzone gepusht…

Meine Freundin Veronika ist sogar nach Kuba ausgewandert!

Veronika hat es sogar so gut gefallen in Havanna, dass sie vor 8 Jahren nach Kuba ausgewandert ist. Es ist ihre Wahlheimat. Mit allen Challenges, die das täglich mitbringt. Ich habe grössten Respekt. Wir haben uns vor ein paar Monaten in Barcelona kennengelernt und ich hab sie nun hier besucht. So bin ich dann glücklicherweise auch in das (fast) echt kubanische Leben eingetaucht in den letzten Wochen und war kein normaler Tourist. Veronika hat hier viele gute Freunde, die wir getroffen haben und mit denen wir viel unternommen haben. Wir sind ins Theater gegangen, zu diversen Shows, in einheimische kleine Restaurants und in etlichen Salsa-Schuppen und Bars habe ich auch ein bisschen Salsa-Tanzen gelernt. Ich liebe es. Und ich habe viel Spanisch gesprochen, auch wenn das hier echt schwer zu verstehen ist. Aber es wird besser. 

Veronika und ich, wir basteln an verschiedenen Projekten zusammen. Auch für ihre Reiseagentur Vamos Cuba. Die hat sie gegründet, als sie damals nach Kuba ausgewandert ist. Sie bietet authentische Reisen nach Kuba an. Privattouren, Gruppenreisen und Salsareisen ganz nach dem eigenen Geschmack der Kunden. Und sie kümmert sich um die gesamte Organisation. Was in Kuba eine ziemlich gute Idee ist. Sie und ihr Team kennen sich wirklich aus und kennen die Tücken und Fallstricke des Landes (und das sind so einige) und vor allem auch die schönsten Orte. Wenn ich das nächste Mal hier bin, im Oktober diesen Jahres, dann will ich auf jeden Fall noch mindestens die Region um Trinidad kennenlernen. Und ich freu mich jetzt schon drauf! Im nächsten Artikel werde ich für euch noch einige Reisetipps und Must See’s in Havanna und Vinales zusammenstellen…versprochen!

Havanna oder La Habana, wie es eigentlich heißt, ich werde dich vermissen mit all deinen Seltsamkeiten ♥ Happy to see you again soon! Aber auch happy mal wieder alles zu bekommen, was ich so will im nächsten Supermarkt. Ich hätte nicht gedacht, mich mal so über die Auswahl in einem kolumbianischen Supermarkt zu freuen… 😉


Hey! Schön, dass du auf meinen Blog gefunden hast. Ich bin’s Nina. Ich bin 2018 alleine auf Weltreise gegangen. Es war die BESTE Entscheidung, die ich jemals treffen konnte. Dieser Blog ist in diesem ersten Weltreisejahr entstanden. Und weil es sooo schön war, bin ich nie wieder so richtig zurück gekommen von meiner Reise…

Heute lebe und arbeite ich ortsunabhängig als Life Design & Career Coach. Und helfe anderen dabei sich mutig auf ihre eigene „Reise“ zu machen und dabei endlich ihr ganz eigenes Glitzern wieder zu entdecken! ✨

Findest du spannend, dann lies im Blogartikel anbei gerne mehr dazu oder besuche meine neue Website hier: Nina-lehmann.com …

Das Leben als Reise: Erst war es die eigene Wandlung, nun helfe ich anderen dabei sich Traumjob und Wunschleben zu kreieren!


 Dich interessieren andere Länder? Wie wärs mit Brasilien: 

⇒ Rio der Janeiro. Die 15 Must See’s & Extra Tipps von Locals 

⇒ Fernando de Noronha. Trauminsel Brasiliens im Atlantik 

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⇒ Zum Beispiel über das ortsunabhängige Arbeiten und Leben?

⇒ Warum Alleinreisen so großartig  ist und was du alles dabei lernst! 

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