Lessons Learned. Reisen ist der beste Lehrmeister. Das Alleinreisen noch viel mehr. Diese 20 Dinge habe ich beim Reisen gelernt…
Als ich vor fast einem Jahr alleine losgezogen bin in die Welt, wusste ich nicht so recht worauf ich mich eigentlich einlasse. Es sollte ein Abenteuer werden, aber was genau mich erwarten würde, davon hatte ich nur vage Vorstellungen. Von aufgeregt, ängstlich, freudig bis ehrfürchtig, hatten alle Gefühle Platz bei dem Gedanken ans Alleine-um-die-Welt-Reisen.
Heute kann ich sagen: Es war das Beste, was ich mich jemals „getraut“ habe. Wieso? Weil Reisen an sich schon ein wundervoller Lehrmeister ist. Je tiefer man in neue Länder und Kulturen eintaucht und je weiter und länger man von zu Hause weg ist, desto mehr lernt und entdeckt man. Man lernt beim Reisen vieles über die Welt, die unterschiedlichen Länder und Menschen, aber auch über sich selbst. Und wenn man lange ganz alleine unterwegs ist, boostet das die eigene Lernkurve nochmal um ein vielfaches…
1. Du erkennst, dass die Mehrheit aller Menschen in der Welt offen, hilfsbereit und herzlich sind. Bei all den Horrornachrichten über Krieg, Terror und Gewalt, die man den ganzen Tag in den Nachrichten hört, könnte man anfangen sich zu Hause zu verkrümeln. Aber egal in welchem Land auf der Welt man ankommt, man wird von den Menschen vor Ort mit offenen Armen und Herzen empfangen. Die Gastfreundlichkeit z.B. auf den Philippinen, in Japan und auf Fidschi hat mich umgehauen. Und meist sind es die ärmeren Länder, in denen man besonders herzlich aufgenommen wird. Eine Einladung zum Tee oder zum Essen – dort selbstverständlich. Hand auf’s Herz: Würdest du Fremde auf einen Tee zu dir nach Hause einladen? Vielleicht können wir uns noch eine Scheibe abschneiden.
2. Du merkst: Wir Menschen sind uns im Grunde alle ähnlicher als wir denken. Alle Menschen auf der Welt haben doch sehr ähnliche Grundbedürfnisse und Träume. Wir alle sehnen uns neben Essen und einem Dach über dem Kopf nach Gemeinschaft. Uns alle verbindet die Liebe! Wir alle sind Menschen. Und nur weil wir in unterschiedlichen Teilen der Welt geboren sind, unterschiedlich Aussehen und andere Sprachen sprechen, heisst das nicht, dass wir uns in unserer Essenz nicht alle doch sehr ähnlich sind. Wenn du mit Einheimischen ins Gespräch kommst wirst du das schnell merken.
3. Du stellst überrascht fest: Als Alleinreisende bist du nur alleine, wenn du es wirklich willst! Ich hatte das vorher schon gelesen, es aber erst geglaubt, als ich es selbst erlebt habe. Alleine zu Reisen fühlt sich in den ersten Tagen ein wenig seltsam an. Man muss sich vor allem daran gewöhnen, auch mal alleine Essen zu gehen. Aber – zumindest wenn man nicht eine Route wählt, die fernab von aller Zivilisation ist – man trifft unterwegs meist so viele gleichgesinnte Reisende oder schliesst Freundschaften mit Einheimischen, dass man wirklich eigentlich nie so richtig alleine ist. Im Hostel, aber auch im Airbnb, auf Touren, beim Sport, am Strand, im Restaurant oder zur Not auch übers Internet lassen sich leicht und schnell Leute kennenlernen. Meist viel einfacher als man vorher denkt.
4. Du gehst offener auf Menschen zu. Dadurch, dass du alleine unterwegs bist, musst du eben auch viel öfter heraus aus deiner Komfortzone und gehst nach einer Weile viel offener auf Menschen zu. Wenn du nicht zu den sowieso schon sehr offenen und extrovertierten Menschen gehörst, ist das eine spannende Erfahrung. Weil es immer leichter wird mit jedem Mal und es dir irgendwann in Fleisch und Blut über geht. Weil du feststellst, dass du eigentlich nur positives Feedback bekommst, wenn du auf andere zugehst und sich daraus wunderbare Bekanntschaften und Freundschaften ergeben.
5. Du wirst mutiger und lernst deinen Instinkten zu vertrauen. Manchmal fordert Alleinreisen Mut. Mut auf einen klapperigen Kahn mit 20 Einheimischen zu steigen und zu hoffen, dass man sicher auf die Insel geschippert wird. Mut, Menschen auf fremden Sprachen um Hilfe zu fragen. Mut, um mit dem Roller alleine durch die Reisfelder zu düsen. Mut, um mit dem Auto alleine zum ersten Mal durch eine Großstadt zu fahren, in der Linksverkehr herrscht. Jeder definiert Mut anders. Aber du lernst auf dein Bauchgefühl zu hören. Ob du dem Fremden vertrauen kannst. Ob du dir den Trip mit dem Roller durch die Felder wirklich zutrauen willst und die Dinger auch echt vertrauenswürdig aussehen und dass ein Helm doch eine gute Idee ist. Meistens ist unserer Intuition richtig, wir müssen aber lernen auf sie zu hören. Das Alleinreisen zwingt dich dazu.
6. Du lebst wieder das Kind in dir aus! Du wirst wieder ein echter Entdecker. Neues Land, neues Abenteuer. Neues kulinarische Highlights. Neue Leute, Kulturen, Orte, Landschaften. Alles entdeckst du zum ersten Mal. Und es ist so spannend und du fühlst dich so lebendig. Du lernst wieder jeden Tag zu LEBEN. Jede Minute zu geniessen und einfach mal nur zu sein. Wie damals als Kind, als du auch jeden Tag die Welt neu entdeckt hast. Ohne alles so kompliziert zu durchdenken. Und das ist sooooo viel Wert. Weil wir es irgendwann verlernen einfach nur im Hier-und-Jetzt zu sein und unsere Welt neugierig und offen zu entdecken. Beim Reisen können wir uns viel besser wieder darauf einlassen und uns ein Stückchen verlieren. Beim Alleinreisen manchmal noch ein bisschen mehr, weil du alle Zeit der Welt hast die Welt nach deinem Rhythmus zu erkunden.
7. Dir wird immer und immer wieder klar, dass unsere Welt verdammt und unglauuuuublich schön ist! Ja, das weisst du schon. Aber es wird dir noch klarer, wenn du wochenlang aus dem Staunen nicht mehr raus kommst. Wenn du von Wasserfällen über Reisfelder cruist, fantastische Sonnenuntergänge überm Meer bestaunst, Roadtrips durch endlose Weiten unternimmst, magische Tempel im Sonnenaufgang siehst, tosenden Wellen zuschaust oder die faszinierende Tierwelt an Land und im Wasser entdeckst. Dein nicht enden wollender Fotostream ist Zeuge der Schönheit dieser Welt!!
8. Dir wird aber auch klarer, dass wir Menschen dabei sind diese Schönheit durch unsere Ignoranz zu zerstören. Das ist leider trauriger Fakt. Wenn du die Massen an Plastik gesehen hast, die auf einer kleinen abgelegenen Insel am Strand angespült und von niemandem beachtet werden, wenn du beim Tauchen siehst wieviel Müll in unseren Meeren schon rumschwimmt (und nur einen Bruchteil davon sehen wir ja mit dem blossen Auge), wenn du siehst, wie achtlos andernorts Dinge weggeschmissen werden (nein, die Idee von Recycling gibt es noch lange nicht überall in der Welt) und noch vieles mehr, leider… Dann ist das alles nicht mehr so weit weg von dir, wie in unserem „sauberen“ Deutschland. Es MACHT Sinn umweltbewusst zu sein. Zum Beispiel nicht dauernd Plastiktüten und -flaschen zu verwenden und auf Strohhalme zu verzichten.
9. Du wirst dir selbst dein bester Freund. Wenn du alleine reist musst es auch mal aushalten mit dir alleine zu sein. Irgendwie logisch. Wenn du diese Aufgabe meisterst, lernst du, dir selber dein bester Freund zu werden. Das klingt erst mal traurig. Ist aber das Beste was dir passieren kann. Denn du bist der einzige Mensch mit dem du es lebenslang aushalten musst 😉 Du lernst dich besser kennen und verstehst, was du brauchst um glücklich zu sein. Und genießt die Zeit auch mit dir allein und verzweifelst nicht, wenn du du mal ein paar Stunden für dich bist. Der beste Grundstein um langfristig zufrieden zu sein im Leben!
10. Du wirst toleranter. Die Menschen werden so unterschiedlich sein, dass dir noch viel klarer wird als zu Hause, dass es eben kein „richtig“ und „falsch“ gibt z.B. bei der Frage, wie man sein Leben leben sollte. Dass es in den unterschiedlichen Ländern die verschiedensten Sitten, Bräuchen und Kulturen gibt. Die anders sind als das was du kennst und vielleicht auch anders als du es magst, aber für die Menschen dort Normalität. Und du erkennst, dass die Welt in der du sonst lebst nur einen ganz kleinen Ausschnitt darstellt. Du wirst auch toleranter, weil du dich in der Fremde anpassen musst. Du musst manchmal einfach mit Dingen, Menschen und Umständen leben, z.B. wenn die Uhren einfach mal langsamer ticken oder du nicht das bekommst was du gerne hättest. Irgendwann lernst du es vielleicht sogar zu schätzen…
11. Du wirst geduldiger. Und dann wirst du eben auch geduldiger. Weil du während des Reisens oft warten wirst, an Flughäfen, an Bahnhöfen oder auf ein Taxi. Weil du es nicht beeinflussen kannst. Und du nicht weiter kommst nur weil du dich aufregst. Und du merkst, dass es das auch gar nicht wert ist sich deswegen der Tag zu verderben. Und eigentlich hast du ja auch alle Zeit der Welt. Deshalb atmest du tief durch und ergibst dich deinem Schicksal. Das übt dich in Geduld. Nicht immer einfach, aber eine Lektion, die sich definitiv zu lernen lohnt. OHM.
12. Du erkennst, dass es uns allen verdammt gut geht und wir im Luxus leben. Wir alle in Deutschland. Selbst wenn wir vermeintlich wenig verdienen geht es uns besser, als den meisten Menschen auf der Welt. Das ist ein Fakt. Und du verstehst ihn besser, wenn du es mit eigenen Sinnen erlebt hast. Wenn du siehst wie andere Menschen leben (müssen) und dabei trotzdem noch freundlich und glücklich wirken. Wenn dir klar wird, dass deine Welt nur eine kleine Blase ist von Menschen, die unter sehr ähnlichen Bedingungen leben dürfen. Aber eben NICHT die Norm in der Welt.
13. Du wirst dankbarer. Dafür, dass du so privilegiert aufwachsen duftest. Dafür, dass du Reisen kannst. Dafür, dass du dir nach 5 Tagen Camping in der Wildnis eine heisse Dusche leisten kannst. Und es das geilste Gefühl der Welt ist. Für ein frisch bezogenes Bett und für sauber duftende Wäsche. Dafür dass du gesund bist. Dafür, dass du eine dich liebende Familie und tolle Freunde hast. Es gibt tausend kleine Dinge, die uns zu Hause so selbstverständlich erscheinen und für die du viel mehr Wertschätzung bekommst, wenn du sie mal nicht jeden Tag hast oder weit weg von zu Hause bist!
14. Du merkst wie anpassungsfähig du sein kannst und mit wie wenig du eigentlich glücklich bist. Auch wenn du nicht überall all die Annehmlichkeiten von zu Hause hast, so fühlst du dich doch an vielen Orten in der Welt wohl. Selbst wenn die Umstände auf den ersten Blick nicht so super bequem erscheinen. Und du mit ziemlich wenig auskommen musst. Zum Beispiel wenn du ein paar Nächte in einem schmalen Bett in einer Hütte verbringst, die du mit ein paar Fremden teilst. Die Fremden sind nett, nach zwei Tagen deine Freunde und der atemberaubende Sonnenaufgang und das Wellenrauschen wecken dich morgens. Du setzt dich mit einem Instant-Kaffee an den Strand, bevor du Surfen gehst und schaust aufs Meer und in die Weite. Und bist glücklich. Einfach so. So einfach kann Leben sein.
15. Du wirst spontaner. Ja wir planen gerne unser Leben. Und ein bisschen Planung ist ja auch nicht verkehrt. Aber ich habe gelernt, dass auf Reisen aus spontanen Entscheidungen meist die besten Abenteuer entstehen. Würdest du zu Hause mit irgendwem Campen gehen, denn du nicht mal eine Woche kennst? Wahrscheinlich eher weniger. Würdest du spontan deinen Flug auf einen anderen Kontinent umbuchen, nur weil jemand den du zwei Tage kennst sagt „komm mich doch besuchen“? Wahrscheinlich nicht. Beim Reisen machst du das einfach, weil es sich in dem Moment gut anfühlt. Fertig. Und das Schlimmste was passieren kann, meistens nur ein alleine Weiterreisen ist…
16. You’re beautiful just the way you are! Vergiss Make-Up, vergiss die perfekte Bikini Figur. Ehrlich, unterwegs hörst du irgendwann auf dir ständig Gedanken um dein Aussehen zu machen. Es gab Tage, da habe ich nicht mal in den Spiegel gesehen. Und you know what? Ungeschminkt und mit von Wind und Sonne zerzausten Haaren finde ich mich auf den Fotos am schönsten. Weil ich glücklich bin, just the way I am. Und es hat nichts daran geändert welche Leute ich kennengelernt habe oder wie viel Spass ich hatte. Interessiert nämlich eigentlich niemanden.
17. Du entdeckst und erfindest dich jeden Tag ein bisschen neu. An jedem neuen Ort und mit allen neuen Freundschaften entdeckst du neue Seiten an dir. Hell, yesss: Ich war mit Bullenhaien tauchen. Ich habe im Outback auf dem roten, blanken Boden übernachtet. Und in Sydney war ich in plötzlich in einer italienischen Oper und bin mit dem Motorrad über die Harbour Bridge gedüst. Ich habe einen Solo-Roadtrip in Kalifornien unternommen. Kindern auf Fidschi Lesen und Schreiben beigebracht. Und einen Blog gestartet. In Barcelona Spanisch gelernt. Und jetzt bin ich gerade mit fast 500 Digitalen Norden auf einer Konferenz auf einem Cruise Ship von Spanien nach Brasilien. Nur mal ein paar Beispiele. Wenn du alleine unterwegs bist in der Welt entdeckst du jeden Tag aufs Neue Dinge, die dir Spass machen, die du toll findest, die du ausprobieren willst oder auch solche, die du doof findest. Und du wunderst dich: Das bin alles ich? Really?!
18. Dir wird klar, dass dir die Welt offen steht. Mit dem Gefühl dich dauernd ein wenig neu zu erfinden kann es sein, dass du dich selber auch ein wenig hinterfragen wirst. Und dein Leben zu Hause. Dir wird nämlich von allem auch klar, dass du alle möglichen Optionen hast in dieser Welt. Dass dein Leben nicht gezwungenermassen dort gelebt werden muss, wo du schon immer warst. Wo du vielleicht aufgewachsen bist. Dass du nicht an diesem einen Job festhalten musst. Oder an dieser einen Beziehung, die lange nicht mehr wirklich glücklich macht. Dass diese Vorstellung von „es gibt nur dieses Leben“ nur in deinem Kopf existiert. Das heisst nicht, dass du jetzt alles umkrempeln musst oder wirst. Aber das Reisen verändert etwas in deinem Kopf, es nimmt dir diese gedanklichen Beschränkungen, dass es nichts anderes für dich gibt und macht dir immer wieder klar, dass du viele Möglichkeiten hast dein Leben neu zu erfinden und deine Träume zu verwirklichen.
19. Du wirst anpackender, erfinderischer und weisst am Ende du kannst es schaffen! Du hast niemanden, der auf dein Gepäck aufpasst, wenn du auf Toilette musst. Und niemanden, der mal übernehmen kann, wenn es dir nicht so gut geht. Oder der die Sprache spricht. Oder besser verhandeln kann. Du bist verdammt nochmal ganz auf dich alleine angewiesen. Kann manchmal auch ganz schön anstrengend sein. Aber dann packst du es eben an und bekommst es irgendwie auch alleine hin. Weil du keine Wahl hast. Du bist alleine in einem fremden Land und musst dich irgendwie durchbeissen. Dich mit Händen und Füssen verständigen. Aber in den meisten Fällen überlebst du es 😉 und das nächste Mal weisst du, dass du es wieder schaffen wirst.
20. Du lebst dein Leben nach deinen Regeln und liebst es. Wie oft machen wir das sonst schon? Einfach mal selber entscheiden mit wem oder was wir unseren Tag verbringen. Jeden Tag aufs Neue. Plan deine Route nach deinen Regeln. Häng mit denen Leuten ab, die du sympathisch findest. Und entdecke wie gut es sich anfühlt einfach nur eine Weile frei und unabhängig zu sein. Und wenn dir das zu gut gefällt, dann versuche einen Weg zu finden dein Leben auch nach dem Trip mehr nach deinen Regeln zu leben. Achtung: Es kann süchtig machen dieses Gefühl 😉
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